Branchenergebnisse - Flughafen
Der Fokus des Projekts am Flughafen München lag darauf, Mindeststandards gesunder Arbeit für die verschiedenen Bodenverkehrsdienste zu etablieren.
Preisdumping als auch die (Nicht-)Einhaltung von Arbeitssicherheitsaspekten sind große Themen, die den Workflow am Standort stark beeinflussen und beeinträchtigen (siehe Branchenbericht Flughafen). Damit die unterschiedlichen Bodenverkehrsdienste zukünftig wettbewerbsfähig bleiben und dennoch die Arbeits- und Gesundheitsschutzbestimmungen eingehalten werden können, wurde im Projekt erarbeitet, welche Standards mindestens eingehalten werden müssen und wie diese für alle Beteiligten verbindlich gemacht werden können, etwa in Form einer allgemein verbindlichen Tarifgestaltung bzw. in weiteren Vertragswerken.
In Zukunft sollten Unternehmen, die diese Auflagen nicht einhalten wollen, als Anbieter von Bodenverkehrsdienstleistungen ausscheiden bzw. bei nachhaltiger Nicht-Einhaltung dieser vorgegebenen Standards mit Sanktionen rechnen müssen. Das setzt voraus, dass die Rahmenvorgaben für alle Anbieter konkretisiert, standardisiert und verbindlich sind und Tarif- und/oder sonstige Vertragswerke relevante Aspekte des Gesundheits- und Arbeitsschutzes regeln. Die Tarifgestaltung und die hauseigene Flughafennutzungsordnung wurden somit eingebunden und im Diskussionsprozess berücksichtigt.
Aus Sicht der Sozialpartner bestand der konkrete Nutzen des Vorhabens „kontrollierbare Arbeitsschutzstandards für einen spezifizierten Bereich zu entwickeln in folgenden Aspekten:
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Verbindliche, klare und transparente Vorgaben, wie die Unternehmen miteinander kooperieren, welche einheitlichen Standards gelten und welchen Pflichten sie nachzukommen haben
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Überprüfbarkeit und Messbarkeit sind gegeben
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Verbesserung der Arbeitsbedingungen im Bodenverkehrsdienst in den Bereichen Entlohnung, Arbeits- und Gesundheitsschutz durch tarifliche Standards
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Erkenntnisse und Verfahren sind auf andere Standorte übertragbar
Überblick über die Projektziele im Teilprojekt Flughafen
Das Projekt-Team am Flughafen München wurde von Anfang an intensiv von den Sozialpartnern unterstützt.
Aufbauend auf einer Analyse von Gesundheits- und Unfallrisiken durch fehlende Standards und durch unkoordinierte Zusammenarbeit am Vorfeld des Flughafens schloss sich die Erarbeitung von Empfehlungen an, wie in Zukunft der Arbeits- und Gesundheitsschutz unter Berücksichtigung von alternsgerechter Arbeitsgestaltung am Flughafen/an den Flughäfen in Bayern umgesetzt werden soll. Hierfür wurden vom Projekt-Team fachliche Empfehlungen zur Umsetzung der Gefährdungsbeurteilung, des Arbeitsschutzmanagementsystems und des Betrieblichen Eingliederungsmanagements sowie weiterer Aspekte erarbeitet, die zukünftig in einem Tarifvertrag und weiteren Regelwerken verankert werden sollen. Mittels dieser Regeln sollte ein Standard von gesunder und alternsgerechter Arbeit etabliert werden, der zukünftig für alle Unternehmen, die am Flughafen tätig sind (zunächst bezogen auf den Bodenverkehrsdienst) gelten sollen. Diese Empfehlungsliste war die zentrale Basis für alle weiteren – teilweise durch juristische Experten flankierten – Schritte.
Liste arbeitswissenschaftlicher Empfehlungen zur Konkretisierung des Arbeitsschutzniveaus (oben) und Flyer zur Illustration des Sicherheitsgewinns (rechts)
Aufbauend auf diesen Vorarbeiten, suchten die Sozialpartner nach praktischen Wegen, wie diese empfehlenswerten Standards für alle Beteiligten verbindlich gemacht werden können, etwa durch Tarifgestaltung bzw. in weiteren Vertragswerken. Schließlich entschied man sich für die Implementierung verbindlicher Standards in das Pflichtenheft der Lizenzvergabe und in die Flughafennutzerordnung. Für diesen Weg konnte auch das Luftamt gewonnen werden, das die Lizenzvergabe durchführt. Die bis dahin durchgeführte Risikoanalyse und die begründeten Empfehlungen erwiesen sich auch an dieser Stelle für absolut zielführend, da der Sicherheitsgewinn durch eine veränderte Vergabe prägnant illustriert werden konnte. Die Einhaltung der Regeln soll perspektivisch durch eine unabhängige Kontroll- und Koordinierungsstelle unterstützt, überwacht und kontrolliert werden.
Ergebnisse
Das wichtigste Ergebnis ist die wirksame Verankerung von konkreten Arbeits-Standards in den Vertragswerken der Lizenzvergabe. Die Sozialpartner beauftragten Wettbewerbs- und Vergaberechts-ExpertInnen zu prüfen, ob und wie die arbeitswissenschaftlich ermittelten Standards und Gestaltungsempfehlungen in das Pflichtenheft der Vergabe und in die Ausschreibungs- und Auswahlkriterien verankert werden könnten. Alle Empfehlungen, die neben dem Arbeitsschutz- und Arbeitssicherheitsgesetzen an Verordnungen, Arbeitsschutzregeln, BG- und DGUV-Regeln und -empfehlungen anknüpfen und gleichzeitig die Kooperation im Arbeitsschutz unterstützen, konnten als objektiver für alle Unternehmen gültigen Standard aufgenommen werden. Darüber hinaus ermöglichte die für den Bodenverkehrsdienst grundlegende Verordnung BADV die Etablierung von Qualifikations- und Unterweisungsstandards mindestens auf dem Niveau, das am Flughafen selbst praktiziert wird.
Aus den fotografischen Aufnahmen, die im Rahmen der Bestandsaufnahme entstanden sind, initiierte der Verbund – gemeinsam mit den Projektpartnern – eine große Fotoausstellung. Im Februar 2017 wurde das mittlerweile als „Münchner Modell“ bezeichnete Vorgehen mit Unterstützung des BMAS der Fachöffentlichkeit präsentiert.
Branchenbericht Flughafen herunterladen
Durch die Integration von Arbeitsschutz- und Qualifikationsvorgaben in die öffentliche Ausschreibung der Lizenz für Bodenverkehrsdienstleistungen wurde das Sicherheitsniveau für das ganze Arbeitssystem Flughafen erhöht.
Das Münchner Modell - Mehr Sicherheit im Luftverkehr